Nach vier Jahren in der Landesklasse angekommen
Michael Schmidt, 07.09.2010

Schiedsrichter, ein faszinierendes Hobby
Nach vier Jahren Bezirksliga hat Christian Nimptsch (23) den Sprung in die Landesklasse geschafft. Mit Christian, der zudem Schiedsrichterobmann des KFA Sömmerda ist, sprach Jürgen Bruhn.
Wie kamst du zum Schiedsen?
Maßgeblichen Einfluss darauf hatte meine Familie. Mein Vater Lutz sowie Georg Pippus waren beide Schiedsrichter im Landesmaßstab. Aus ihren Erzählungen über ihre Erlebnisse sowie meinem eigenen Interesse am Fußball kam ich 2003 dazu, selbst den Schiedsrichterlehrgang und die dazugehörige Prüfung zu absolvieren. Nach kurzer Zeit, erkannte ich die sich für mich bietenden Perspektiven im Schiedsrichterwesen und hängte meine Fußballschuhe an den bekannten Nagel.
Was macht den Reiz aus sich Woche für Woche als Schiedsrichter auf den Fußballplatz zu stellen?
Es ist ein faszinierendes Hobby, das sowohl körperlich als auch geistig viel abverlangt. Dabei ist physische Fitness wichtig, um den schnellen Spielverläufen zu folgen und eine optimalen Einblick in die Zweikampfsituationen zu erhalten. Und die psychische für das selbstbewusste, regelsichere und souveräne Auftreten bei der Spielleitung. Diese Vielfalt findet man sonst nur selten. Des Weiteren hilft mir, dass regelmäßige Anwenden dieser Bereiche auch im Job, z.B. beim Halten von Vorträgen oder in Kundengesprächen.
Dazu kommt, dass man jedes Wochenende die skurrilsten Geschichten rund um den Fußball erleben kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Teamgefühl im Schiedsrichtergespann, aus dem sich nach einiger Zeit Freundschaften gebildet haben.
Eigentlich jeder Verein sucht Schiedsrichter. Was muss ein Verein einem Schiedsrichter bieten und warum pfeifen Sie für den FC Gebesee?
Beim FC Gebesee stimmt das Umfeld und ich fühle mich dort sehr wohl. Hinzu kommen ideale Trainingsbedingungen sowie die Möglichkeit, vor allem in meiner Anfangszeit, sich durch Freundschaftsspiele auf einem höheren Niveau stets weiterentwickeln zu können. Als Schiedsrichter möchte man am ebenso am Vereinsleben teilnehmen wie ein Spieler. Leider wird das in einigen Vereinen nicht so gelebt. Und so ist es beleibe keine Selbstverständlichkeit, dass dem Referee eines Vereins Geld für Trikots, Trainingsanzüge und die notwendigen Lehrgänge erstattet werden oder eine Einladung zum jährlichen Vereinsfest erfolgt. All dies wurde beim FC Gebesee in den letzten Jahren sehr gut gepflegt und ist neben dem Gefühl stetiger Willkommenheit für mich Grund genug, gerne diesem Verein anzugehören und ihn zu repräsentieren.
Günther Habermann aus Weißensee und Gerhard Demme aus Schloßvippach haben in der DDR-Oberliga gepfiffen und auch kurze Zeit in der Bundesliga. Inwieweit können Sie auf deren Erfahrung für sich persönlich und ihre Verantwortung als Schiedsrichterobmann zurückgreifen?
Beide haben sportlich sehr viel erreicht. Es ist sehr positiv, dass wir als kleiner Fußballkreis gleich zwei so erfolgreiche Sportfreunde in unseren Reihen haben. In der Verantwortung als Obmann greife ich natürlich in erster Linie auf den Schiedsrichterausschuss zurück. Aber ein Erfahrungsaustausch mit solch gestandenen Persönlichkeiten ist immer vorteilhaft.
Nicht nur auf höchster Ebene, wie bei den Weltmeisterschaften, sondern auch in den unteren Ligen werden die Schiedsrichterentscheidungen immer komplizierter. Sind die Schiedsrichter darauf optimal vorbereitet?
Wir in unserem Ausschuss versuchen alles um die Schiedsrichter auf die möglichen Spielsituationen vorzubereiten. In den Lehrabenden gehen wir auf aktuelle Geschehnisse im Kreis bis hin zur Bundesliga ein. Des Weiteren nutzen wir gerne die Möglichkeit mit Videoszenen, um die Spielsituationen zu erläutern. Dabei werden auch die Grundlagen wie Stellungsspiel, Strafbestimmungen und Spielfortsetzungen immer wiederholt.
Wie sollte für Sie ein fairer Umgang zwischen Schiedsrichtern, Spielern, Trainer und den Zuschauern aussehen?
Das Wichtigste ist der respektvolle Umgang miteinander. Gerade für junge Sportfreunde ist es sehr schwer, sich diesen zu erarbeiten. Wesentlicher Faktor dabei ist die Kommunikation der Beteiligten. Auf dem Spielfeld wird viel aus der Emotion heraus gesagt, was eigentlich so nicht gemeint ist. Da ist es wichtig, nicht alles zu hören, aber sich auch nicht alles gefallen zu lassen. Vor allem nach dem Spiel muss man sich in die Augen sehen können, denn Fehler macht jeder der Akteure in den 90Minuten.
Jürgen Bruhn/Hartmut Gerlach
Quelle:www.tfv-erfurt.de