FC GEBESEE 1921 e. V.
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Fußball: Unerwünschte Auszeit

Michael Schmidt, 08.02.2008

Fußball: Unerwünschte Auszeit

Das Tischtuch ist zerschnitten. Nach fünfeinhalb Jahren gehen Landesklässler FC 1921 Gebesee und dessen ehemaliger Kapitän und Leistungsträger Sandro Wäldchen endgültig getrennte Wege.

GEBESEE/ERFURT. "Ich hatte mir überlegt, diese Saison vielleicht doch in Gebesee zu Ende zu spielen", blickt der 25-Jährige zurück. Der Verein hatte sich um den Ex-Kapitän bemüht, der sich wegen seines beruflichen Fortkommens und wegen einiger Ungereimtheiten im seit geraumer Zeit recht aufgewühlten Umfeld der Blau-Weißen abgemeldet hatte. Ein Zurück wird es nun jedoch nicht mehr geben. Nicht nach der letzten Woche.In der wollte Volker Wäldchen - kurz vor Ende der Wechselfrist - beim Liga-Konkurrenten FSV Sömmerda anheuern, wo sein Vater Volker Wäldchen seit kurzem als sportlicher Leiter fungiert. Allerdings fanden die beiden Vereine keinen gemeinsamen Nenner. Das alles entscheidende Kreuzchen für die Freigabe wollten sich die Blau-Weißen entsprechend entlohnen lassen. Angemessen aus ihrer Sicht, aber zu happig in den Augen der Sömmerdaer.Dass von 6000 Euro die Rede gewesen sei, wies der Gebeseer Präsident Roland Koch allerdings in den Bereich der Märchen zurück. Jemand aus dem Vorstand hätte aus dem Affekt heraus die Summe schon in die Runde geworfen. Die sei jedoch nie spruchreif gewesen. "Wir wollten 4000 Euro", so Koch, "das ist realistisch", womit er auch auf den unüblichen Wechsel zur Halbserie anspielt.Ohnehin kann der Gebeseer Vereinschef das ganze Theater nicht verstehen. Erst 36 Stunden vor Ablauf der Wechselfrist war der Entschluss des sechsfachen Torschützen, sich doch einem anderen Verein anzuschließen, gereift. "Hätte er sich eine Woche eher entschieden, wäre auch ein Weg möglich gewesen", sagt Koch, zumal die Sömmerdaer nach seiner Aussage nur 1000 Euro zahlen wollten. In der Kürze der Zeit, nachdem der Vorstand beraten hat, hätten sie auch kein anderes Angebot mehr unterbreitet.Üblich sind in dieser Spielklasse - es ist die sechste Liga im Fußball - Aufwandsentschädigungen zwischen 1500 und 2000 Euro."Das ist schon enttäuschend", sagt Sandro Wäldchen, der die Forderungen seines alten Vereins für maßlos überzogen hält. Zumal mit dem Wissen, dass die Gebeseer auch nichts zahlen mussten, als er vor der Saison 2001/2002 von Concordia Riethnordhausen nach Gebesee gewechselt war. "Wir haben einen Vertrag mit den Riethnordhäusern", hält Roland Koch dagegen und erklärt, dass der Nachbarverein die Hälfte der Summe bekomme, falls der frühere Riethnordhäuser in einen anderen Verein wechselt. Insofern sei die Summe in seinen Augen gerechtfertigt. Außerdem bekäme der Tabellenzehnte Sömmerda ja auch einen der besten Spieler dieser Liga. Die in dieser Saison immer wieder aufs Neue aufflammende Unruhe rund um die erste Mannschaft sei er langsam leid.Genauso wie Sandro Wäldchen. Nachdem sich der Verein von Trainer Mario Grund und von Co-Trainer Volker Wäldchen getrennt hatte, sei für ihn der Spaß schon etwas verloren gegangen, meint der Linksbeiner. Er ist der vierte Akteur, der den Tabellen-Achten der Landesklasse-Staffel Ost in der Winterpause verließ. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass Thomas Cyriax, Florian Geier (beide wechselten zum Tabellenzweiten Dachwig/Döllstädt) sowie Sebastian Schmidt (zu Bischleben/Möbisburg) sogleich für ihre neuen Vereine spielberechtigt sind, Sandro Wäldchen er aber nun ein halbes Jahr zuschauen muss."Es stimmt schon, ich habe mich ein bisschen spät entschieden, aber ich war einfach in dem guten Glauben, dass es keine Probleme geben wird", meint Wäldchen und fügt etwas vergnatzt hinzu: "So mache ich halt Training!"Die Auszeit, deretwegen er sich bei Gebesee vor dem Jahresende abgemeldet hat, bekommt er nun. Nur hatte er sie sich wohl so, wie sie jetzt kommt, nicht gewünscht.

Quelle:TA, Lokalteil Erfurt, 06.02.2008